Helene Funke

„Man muss sich überlegen, wie man in Wien in den Jahren 1903–1920 gemalt hat, um die Leistung der Malerin richtig abzuschätzen. Sie hat sich damals schon mit Problemen beschäftigt, an die das Gros der Maler heute noch nicht herankommt.“
Werner Bloch, „Erzählt die Kunstgeschichte nur die halbe, männliche Wahrheit?“ in NZZ, 27.02.2019

Die Wiederentdeckung dieser großen Künstlerin nahm 1998 mit einer ersten Retrospektive im Kunsthandel Hieke ihren Ausgang. 2007 fand die erste museale Retrospektive im Lentos, Linz statt. 2018 wird Helene Funke in ihrer Geburtstag Chemnitz mit einer ersten umfangreichen Werkschau in Deutschland, in den Kunstsammlungen Chemnitz, gewürdigt. Im Gegensatz zu Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter hatte sie bereits zu Lebzeiten Erfolg.

Funke studierte an der Münchner Damen-Akademie des Künsstlerinnenvereins und lebte anschließend von 1906 bis 1912 in Paris – im selben Haus, in dem Gertrude Stein ihren berühmten Künstlersalon führte und wo Picasso, Matisse, Cézanne u. v. a. verkehrten.

Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Impressionismus und in der Folge dem Fauvismus und Expressionismus in Paris führte sie zu einer Synthese dieser neuen Seherfahrungen, die ihre Malerei so herausragend macht. Die österreichischen Künstler befassten sich noch mit dem Impressionismus, als Funke bereits im Fauvismus und Expressionismus angekommen war und damit eine Vorreiterposition inne hatte.

Bereits im Februar 1907 stellte sie ihre Werke gemeinsam u.a. mit Émilie Charmy in der Galerie der Kunsthändlerin Berthe Weill aus, die eine bedeutende Rolle bei der Etablierung wichtiger Künstlerinnen und Künstler, wie Suzanne Valadon, Henri Matisse oder Pablo Picasso spielte. Es folgten mehrere Ausstellungen im „Salon des Indépendants“ sowie „Salon d’Automne“. Um 1909 bereist sie Südfrankreich, zur selben Zeit entstehen strahlende fauvistische Ansichten von der Côte d‘azur. 1911 zieht es die bereits erfolgreiche Künstlerin aus bisher ungeklärten Gründen nach Wien. Eine enge Verbindung mit der hiesigen "Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs" (VBKÖ), dessen korrespondierendes Mitglied sie 1910 wurde, sowie persönliche Gründe sind naheliegend.

Ihr Aufstieg in Wien war rasant. In den 1920er Jahren wurde sie zur meist ausstellenden Künstlerin der Stadt, präsentierte ihre Werke regelmäßig mit dem Hagenbund und dem VBKÖ. Aus Wien beschickte sie Ausstellungen in Stockholm, Florenz, München, Dresden und Paris mit ihren Werken. Boeckl bezeichnete sie als „Vorbild für die gesamte Künstlerschaft“. 1928 erhielt sie von 53 Kandidaten als einzige Frau unter den zehn Preisträgern den Österreichischen Staatspreis für ihr Gemälde „Tobias und der Engel“. Auch die seltene Anerkennung von Seiten der Künstler war ihr gewiss. Oskar Laske verewigte sie als einzige Künstlerin in seinem Monumentalgemälde „Das Narrenschiff“ (heute Sammlung Belvedere), direkt neben Schiele, Klimt und Loos.

„Wie aber konnten diese anerkannten, zum Teil herausragenden Künstlerinnen aus der Kunstgeschichte ‚hinauskomplimentiert‘ werden?“ wie Dr. Sabine Fellner im Rahmen der Ausstellung „Stadt der Frauen“ formuliert; „Wie kann die Kunstgeschichte solche Löcher zulassen – und so erbärmlich versagen.“

1955 erhielt Funke den Professorinnentitel und verstarb 1957 verarmt in Wien.

AUSTELLUNGEN (Auswahl):

1904 München, Berlin, Dresden

1907 Galerie Berthe Weill, Paris

1907, 1910, 1911, Salon des Indépendants, Paris

1907, 1908 Salon d’Automne, Paris

1909 XIX. Ausstellung der Berliner Secession

1909 Eröffnungsausstellung des König Albert Museum, Chemnitz

1910 3. Graphische Ausst. des Dt. Künstlerbundes, Galerie Commeter, Hamburg

1910 1. Ausstellung Künstlervereinigung Dresden

1910 1. Ausstellung der VBKÖ in der Secession, Wien

1911 Ausstellung des VBKÖ im Hagenbund, Zedlitzhalle, Wien

1911 Aquarell-Ausstellung, Ausstellungsgebäude Brühl’sche Terrasse, Dresden

1911 Frühjahrsausstellung der Münchner Secession

1912 Deutscher Künstlerbund, Große Ausstellung in der Kunsthalle Bremen

1912 4. Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Kunsthütte Chemnitz

1912 Große Kunstausstellung Dresden der Künstlervereinigung Dresden

1913 Frühjahrs-Ausstellung der Münchner Secession

1913 ​Ausstellung d.Deutschen Künstlerbundes, Kunsthalle Mannheim

1914 BUGRA, Leipzig

1920 –1930 Hagenbund, Wiener Secession

1927 „1. Ausstellung Wiener Frauenkunst“, MAK, Wien

1948 Galerie Welz, Wien

1998 "Helene Funke- Wien-Paris", Kunsthandel Hieke

2007 Personale, Lentos, Linz

2007 Wien-Paris, Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne, Belvedere, Wien

2008 „Störenfriede“, Lentos Linz

2011 Bildschöne Wachau, Stift Göttweig

2018 "Klimt ist nicht das Ende", Belvedere, Wien /BOZAR, Brüssel

2018 Personale "Helene Funke. Expressiv.Weiblich", Kunstsammlung Chemnitz ​

2019 "Stadt der Frauen", Belvedere Wien

2019 "Die schaffende Galathea", Kunsthalle "Talstraße", Halle (Saale)

2021 „Wilde Kindheit. Ide­al und Rea­li­tät von 1900 bis heute“, Lentos, Linz

2022 "Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne.", Leopold Museum, Wien

2023–24 "Maestras" Thyssen-Bornemisza Museo Nacional, Madrid

2024/25 "In aller Freundschaft", Dommuseum, Wien

2025 Experiment Expressionismus, Horten Collection, Wien

WERKE IN:

British Museum, London,UK

Österreichische Galerie Belvedere, Wien AT

Leopold Museum, Wien AT

Wien Museum AT

Sammlungen der Universität für angewandte Kunst, Wien AT

Artothek - Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Wien AT

Albertina, Wien AT

Lentos, Linz AT

Kunstsammlungen Chemnitz, DE

Niederösterreichische Landessammlungen, St. Pölten AT

Landesmuseum Joanneum, Neue Galerie, Graz AT

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