LYDIA VON SPALLART



WIEN 1899 - 1961





Mitten im Berlin der 20er und 30er Jahre startete sie ihren eigenwilligen Weg in die Naturabstraktion – stilistisch gut vergleichbar mit Max Weiler.



1899 in Wien als Tochter eines Missionars geboren, erhielt Spallart in München ihren ersten Zeichenunterricht und studierte anschließend an der Kunstgewerbeschule in Basel.

1921 zog sie in die Kunstmetropole Berlin, wo von Dada über Expressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit alle künstlerische Avantgarde vertreten war und studierte an der Kunstakademie bei Arthur Segal und Walter Helbig. Vor allem der Unterricht bei Arthur Segal war für ihr Werk zukunftsweisend. Bei ihm begegnete sie einer Kunstauffassung, die auf der Farbenlehre Goethes aufbaute. Er vermittelte seinen Schülern den Ausgangspunkt der Farben vom Licht und die daraus entstehenden Tiefe und Form.

Segal: „Ich betrachtete die Natur und fand, dass in ihr nichts Übergeordnetes ist, wenn man sie als ein Ganzes, Kontinuierliches, Unbegrenztes betrachet.“ Weiters bemerkt er: „Es gibt keine Linie (...), kein Schwarz/Weiß in der Natur, daher gibt es bei mir nur Farbe.

Der Grundtenor dieser Aussagen tendiert eindeutig in Richtung Wiedergabe des Atmosphärischen und des Ineinanderübergehens der Farben. Diese für Segal grundlegenden Ansätze innerhalb der Malerei wurden für Spallart prägend. 1923 konnte sie ihre Werke in der Galerie Heller, Berlin und 1930 in der Galerie Commeter, Hamburg zeigen.

1924 wieder zurück in der Schweiz heiratete sie 1926 den in Zürich lebenden Schauspieler Johannes von Spallart. Prekäre Verhältnisse erforderten Gelegenheitsarbeiten an verschiedenen Orten, u.a. 1926 in Ascona, wo seit 1924 Helbig eine neue Künstlergruppe um Marianne von Werefkin mitbegründete. Spallart nutzte dort jede freie Minute um zu malen. Ende der 20er Jahre zog das Paar nach Berlin, dann 1930 vorübergehend nach Harburg bei Hamburg. Seit 1932 in Berlin geschieden, geht sie 1935 eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft mit dem Expressionisten Wilhelm (Wassily) Seelig ein. Ab 1937 von NS Regime mit Malverbot belegt, arbeitete sie ab nun im Kunstgewerbe. 1941 zog sie von Strisowitz (heut. Tschechien) nach Hall in Tirol und hatte eine Produktion im sog. Siberschlössl. Nach Kriegsende zog sie gemeinsam mit Seelig nach Martinsbruck bei Nauders und verbrachte dort die letzten Lebensjahre.


Trotz widriger Lebensumstände verfolgte sie stets zielstrebig ihren Weg als Malerin: „Es war für uns nicht immer verständlich, oft anfechtbar, aber doch bin ich sicher, dass hier ihr innerstes Wesen unbeirrbar einen Weg verfolgt hat, ohne sich von all den äusseren Widerständen und Einflüssen stören zu lassen, die uns oft so unüberwindlich erscheinen.“ (Johannes von Spallart, 24.3.1961)


Spallart widmete sich vorwiegend Landschaftsmotiven, die in den 30er und 40er Jahren von expressiver Bildgestaltung sind. Ein Großteil der Bilder der Nachkriegszeit bezieht seine Motive aus den Tiroler Bergen. Im Laufe der 1950er Jahre wird die Tendenz zur Abstraktion immer stärker. Im Sinne Goethes wird der geistige Gehalt der Farben aufgespürt und auf den Betrachter übertragen. In ihren von Licht durchfluteten Farblandschaftskompositionen scheinen die Pflanzen zu wachsen, Berge und Täler werden in ihrem, durch den jeweiligen Lichteinfall, veränderten Farbtonus zu einem dynamisch intensiven Schauspiel.


Der Kunsthandel Hieke präsentierte 1990 erstmals in Wien den Nachlass der Künstlerin.



Ausstellungen:

1923 Galerie Heller, Berlin

1930 Galerie Commeter, Hamburg

1953 Galerie Heller, Berlin

1981 Galerie Herold, Hamburg

1990 Personale, Kunsthandel Hieke, Wien


Werke in:

Belvedere, Wien

Oesterreichische Nationalbank, Wien