HELENE FUNKE



CHEMNITZ 1869 - 1957 WIEN





Funke zählt international gesehen zu den großen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. „Funke was among the most radically avant-garde painters in Vienna. She is now widely acknowledged to have been one of the earliest and strongest interpreters of the modernist principles of Matisse and the Fauves in Austria.“ J. M. Johnson​





Aus: Kat. Ausst. "Helene Funke. Expressiv weiblich", Kunstsammlungen Chemnitz, Chemnitz 2018



Die Wiederentdeckung dieser großen Künstlerin nahm 1998 mit einer ersten Retrospektive im Kunsthandel Hieke ihren Ausgang. 2007 fand die erste museale Retrospektive im Lentos, Linz statt. 2018 wird Helene Funke in ihrer Geburtstag Chemnitz mit einer ersten umfangreichen Werkschau in Deutschland, in den Kunstsammlungen Chemnitz, gewürdigt. Im Gegensatz zu Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter hatte sie bereits zu Lebzeiten Erfolg.


Sie studierte an der Münchner Akademie und lebte anschließend in Paris, von 1906 bis 1912 im selben Haus, in dem Gertrude Stein ihren berühmten Künstlersalon führte und wo Picasso, Matisse, Kees van Dongen u. v. a. verkehrten. Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Impressionismus und in der Folge dem Fauvismus und Expressionismus in Paris, führte sie zu einer Synthese dieser neuen Seherfahrungen, die ihre Malerei so herausragend machte.


Bereits ab 1906 stellte sie ihre Werke in Paris neben Matisse, Derain und Vlaminck beim „Salon des independants“ sowie „Salon d’automn“ aus. Um 1911/13 zieht es die bereits erfolgreiche Künstlerin aus bisher ungeklärten Gründen nach Wien. Eine enge Verbindung mit dem hiesigen VBKÖ dessen korrespondierendes Mitglied sie 1910 wurde sowie persönliche Gründe sind naheliegend.


Ihr Aufstieg in Wien war rasant. In den 1920er Jahren wurde sie zur meist ausgestellten Künstlerin der Stadt, beschickte weiters Ausstellungen in Stockholm, Florenz, München, Dresden, Paris mit ihren Werken. Boeckl bezeichnete sie „Als Vorbild für die gesamte Künstlerschaft“. 1928 erhielt sie von 53 Kandidaten als einzige Frau unter den 10 Preisträgern den Österreichischen Staatspreis für ihr Gemälde „Tobias und der Engel“. Auch die seltene Anerkennung von Seiten der Künstler war ihr gewiß. Oskar Laske verewigte sie als einzige Künstlerin in seinem Monumentalgemälde „Das Narrenschiff“, direkt neben Schiele, Klimt und Loos.


Vor allem ihre selbstbewussten Frauendarstellungen machen sie zu einer Vorreiterin der Emanzipation, bedenkt man, dass Künstlerinnen oft sowohl der Zugang zu Akademien, als auch das Studium der Aktmalerei verboten waren. Mit Vorliebe widmete sie sich in ihrem Oeuvre figuralen Szenen, Frauenportraits und Aktdarstellungen sowie Stilleben. Auch Landschaften aus Südfrankreich überzeugen immer wieder mit ungewöhnlicher Leuchtkraft der Farben. In ihren Werken kann man durchaus von Farbexplosionen sprechen – die ganze Ausdruckskraft resultiert aus der Farbe.


Man muss sich überlegen, wie man in Wien in den Jahren 1903 –1920 gemalt hat, um die Leistung der Malerin richtig abzuschätzen. Sie hat sich damals schon mit Problemen beschäftigt, an die das Gros der Maler heute noch nicht herankommt.“ (Zeitungsnotiz, Research Center, Belvedere)





Oskar Laske, "Das Narrenschiff"
courtesy Österreichische Galerie Belvedere



Dr. Sabine Fellner, Kuratorin der Ausstellung "Stadt der Frauen" in der Österreichischen Galerie Belvedere 2019 über Helene Funke (klicken Sie auf das Foto und Sie kommen direkt zu dem Video auf youtube.com)